2015 28 Sep
 
[Vortrag/Diskussion]
 

„Optogenetik – mit Licht das Gehirn begreifen“ – Vortrag von Dr. Dennis Kätzel, University of Oxford im Rahmen der „Herbstakademie 2015“

Die Herausforderung der Neurowissenschaft besteht in dem Verstehen der kausalen Zusammenhänge zwischen der Struktur und Aktivität der Nervenzellen des Gehirns einerseits und dem Verhalten, das hierdurch produziert wird, andererseits. Aber die experimentellen Möglichkeiten, diese Kausalzusammenhänge direkt zu identifizieren, waren bisher sehr beschränkt. Erst durch die Optogenetik wurde es möglich, spezifische Typen von Nervenzellen im intakten Organismus gezielt an- und auszuschalten – ja gar neuronale Botschaften mit Millisekunden-Präzision in das Gehirn hinein zu senden. Hierbei verbindet man die Nutzung von molekularen Kanälen und Pumpen, die durch Licht angeschaltet wer¬den können, mit deren gezielter Einbringung in genetisch bestimmte Populationen von Nervenzellen.
Mithilfe dieser „optischen Fernbedienung“ ist es innerhalb von wenigen Jahren gelungen, neuronale Schaltkreise, die Angst, Suchtverhalten, Depression oder Hunger vermitteln zu identifizieren. Einfache Gedächtnisinhalte konnten in verschiedene Gehirnteile eingeschrieben und die Mechanismen der tiefen Hirnstimulation bei Parkinson besser verstanden werden. Die Optogenetik wird ebenso verwendet, um Verknüpfungsmuster zwischen Nervenzellen zu scannen. Und erste therapeutische Anwendungen sind im Rahmen der Wiederherstellung der Sehfähigkeit bei retinal bedingter Blindheit in der Erprobung.