2015 20 Jun
 
[Festveranstaltung]
 

Lange Nacht des Lichts

Augsburg erstrahlt am längsten Tag des Jahres

Zum hellsten Tag des Jahres wird in Augsburg alles ins rechte Licht gerückt. In Augsburgs Prachtsälen genauso wie an selten besuchten Orten wie der Sternwarte bei St. Stephan tritt das Licht zur diesjährigen Kunstnacht musikalisch und künstlerisch in den Mittelpunkt des Geschehens. Über 150 Programmpunkte an verschiedenen Orten der Augsburger Innenstadt erhellen die Besucher mit Orchesterkonzerten, Kammermusik, Lesungen, Ballett, Führungen und Straßentheaterperformances. Nach Sonnenuntergang dann begleiten Licht-installationen, weitere Klangwerke und Feuerbilder die Besucher in die Nacht und erhellen Augsburg an dieser besonderen (Mittsommer-) Nacht in ganz neuem Glanz.

Seit jeher inspirierten die von der Natur gegebenen Kontraste von Tag und Nacht, Licht und Schatten, Sonne und Mond die Menschen und insbesondere die Kunstschaffenden in allen Genres. Daher verwundert es nicht, dass die UNESCO das Jahr 2015 zum „Jahr des Lichts und der lichtaffinen Techniken“ gemacht hat. Denn sowohl in der Kunst als auch der Wissenschaft spielt das Licht eine immense Rolle. Erst durch die Verbreitung des elektrischen Lichts konnte in den heutigen Industriedenkmälern Glaspalast und Textil- und Industriemuseum unabhängig vom Tageslicht gearbeitet werden. Heute kann in den Museen, die nicht zuletzt auch auf Grund Ihres Lichteinfalls zu den beliebtesten Architekturdenkmälern der Stadt zählen, Kunst aus Licht und Lichtspiel bewundert werden.

Den Auftakt zu dieser besonderen Lichtnacht in Augsburg machen die Augsburger Philharmoniker und der Opernchor des Theaters im Goldenen Saal mit „oszillierendem Lichterglanz am musikalischem Firmament“ und läuten so schon gleich den Abend mit funkelnden und vibrierenden Tönen von Mozart bis Rossini ein, die sich in zahlreichen Kammermusik- und Orchesterprogrammen fortsetzen werden. Zahlreiche Gesangsprogramme runden den Abend ab, so führen uns die Theatersolisten, die diesen Abend als Primasonnen auftreten, in Werke von Schumann, Mahler und Korngold ein, während die Gesangsklasse des Leopold-Mozart-Zentrums im Rokokosaal der Regierung von Schwaben „von güldenen Sonnen und silbernem Mondlicht, sengendem Liebesleuchten und samtenem Abendschimmer“ singt. Doch auch der nordische Einfluss ist an diesem Mittsommerabend in der „nördlichsten Stadt Italiens“ nicht zu unterschätzen. Kraftvolle Klänge skandinavischer Komponisten, wie Edvard Grieg und Jean Sibelius treffen in kammermusikalischen Programmen auf feurige Tangorhythmen aus der hellen Sonne des Südens.

Der berühmte Bibelvers „und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht!“, kommt einem zur diesjährigen Langen Kunstnacht unwillkürlich in den Sinn. Passend dazu finden sich auch dieses Jahr viele der Augsburger Kirchen als Spielorte im Programm, die mit besonderem Lichteinfall genauso glänzen, wie mit geistreichem Programm. Die evangelische Ulrichskirche wird von der Kantate „tra le fiamme“ erfüllt, während der Basilikachor in St. Ulrich und Afra zur Dämmerung „bevor des Tages Licht vergeht“ die letzten Sonnenstrahlen in der Basilika einfängt. Unter eben jenem schlagkräftigen Titel „es werde Licht“ ist das Klezmer-Ensemble Feygele zum Sonnenuntergang nach Ende des Sabbats in der Synagoge zu hören. Das Ensemble Okzident-Orient um Seref Dalyanoglu macht dann nochmal zum Ausklang klar: „Das Licht beginnt im Osten“ und lässt den Viermetzhof des Maximilianmuseums in einem Aufeinandertreffen westlicher und östlicher Musik erstrahlen.

Weitere besondere „lichte“ Orte stehen den Besuchern an der langen Nacht offen: Die Benediktiner von St. Stephan begrüßen Interessierte in ihrer Sternwarte im Klostergarten, gleich hinter dem noch brandneuen Fugger- und Welsermuseum im Wieselhaus. Wer sich nun schon in der Sternwarte dem Zauber Lichtjahre entfernter Gestirne hingegeben hat, hat im Laufe des Abends auch noch die Möglichkeit das Planetarium zu besuchen. Hier erwartet den Besucher ein Blick auf Polarlichter und andere Phänomene und ein Zwiegespräch unter dem Himmelsfirmament zwischen Petra-Leonie Pichler und Christian Weiblen.

Auf eine literarisch-poetische Reise zu den Lichtern der Großstadt in das Berlin Brechts geht es mit Dr. Michael Friedrichs im Brechthaus. Vorher lauschen die Besucher Texten von Oscar Wilde bis Goethe, gelesen von Antonio Pellegrino, dem radioTexte Moderator von Bayern 2, im Kunstverein im Holbeinhaus. Düster und schaurig wird es bei Edgar Allan Poes „verräterischem Herz“ mit Matthias Klösel im Hoffmannkeller und der Magazinführung durch die Unterwelt des Theaters mit Mitgliedern des Schauspielensembles, für die festes Schuhwerk und starke Nerven erforderlich sind.

Dem frühen Lichtspiel widmet sich im Mephisto Kino Günther Holzhey mit der Laterna Magica, der Frühform eines Großbildprojektors. Glanzlichter des Lichtfilms gibt es den ganzen Abend über sowohl im Thalia Kino mit dem Klassiker „Cinema Paradiso“ als Fassadenprojektion und im Liliom wie auch im Textil- und Industriemuseum mit den Kurzfilmen der Pionierin des Scherenschnitts Lotte Reiniger zu sehen. Zum Einbruch der Dunkelheit flimmern Klassiker der Filmgeschichte über die Leinwand: Das Kollektiv AJE vertont „Die Mumie“, Boris Karloffs Kassenschlager von 1932, neu.

Nach Einbruch der Dunkelheit schaffen einige Künstler (künstliche) Räume der Dunkelheit, die Musik besonders im beabsichtigten Ausgrenzen des Lichts zu einem spürbaren Erlebnis machen. Mit den Hangonauten kann so im space2b der Klang der Hang, vermischt mit elektronischen Klängen im Dunkeln und Liegen genossen werden, während K2 feat. Nathalie Rohrer die Krypta in der Basilika St. Ulrich und Afra in ihrem Dunkelkonzert erklingen lassen.

Verschiedene Lichtgestalten begleiten die Besucher bis in die Nacht: Den Anfang macht die niederländische Straßentheatertruppe TukkersConnexion mit ihrem Laternenvolk, das auf amüsante und poetische Weise den historischen Beruf des Laternenanzünders wieder aufnimmt. Ein Besucher der anderen Art ist die überlebensgroße Lichtfigur DUNDU, die Augsburg auf eigensinnige Art entdeckt und dabei nicht nur die Straßen, sondern auch die Besucher erhellt. Als Highlight am Ende der Nacht inszeniert die französische Compagnie Salamandre auf dem Rathausplatz unter dem Titel “Rêve“ den Traum eines Künstlers in Licht und Feuer und lässt den Rathausplatz im Feuerschein flackern.

Vielerorts klingt der Abend mit unterschiedlichen musikalischen Stilrichtungen aus: Das Tim Allhoff Quartett feat. Johannes Enders wartet gleich mit drei ECHO-Preisträgern auf und jazzt im Thalia Kaffeehaus unter dem Titel „When lights are low“. Mit themagemäßem Ambiente lädt die Golden Glimmer Bar zum Chill-Out und in der Soho Stage geht es mit der Berliner Elektropop Band Uh-oh glitzernd und leuchtend bis spät in die Nacht.

Das Programm wird ermöglicht durch die Sponsoren und Medienpartner: Stadtsparkasse Augsburg, Stadtwerke Augsburg, Augsburger Allgemeine, atv und Bayern2.

Für alle Veranstaltungen gilt ein einziges Ticket. Die Karten kosten im Vorverkauf 12.-/10.- Euro (erm.) und an der Abendkasse 14.-/12.- Euro (erm.). Für das Eröffnungskonzert ist ein Ticketaufschlag (2.- Euro) erforderlich. Tickets und Programmhefte ab 12. Mai 2015 in den Augsburger Museen, der Bürgerinfo am Rathausplatz, AZ Kartenservice, Theater Augsburg und Thalia Kaffeehaus.