2015 18 Mär
 
[Vortrag/Diskussion]
 

Interferenz von Röntgenlicht: Phasenkontrast schärft den Röntgenblick für die medizinische Diagnostik

Vortrag der Reihe „Wissenschaft für Jedermann“.

Jeder hat wohl schon einmal ein Röntgenbild gesehen: Deutlich erkennt man Knochen oder Zähne, aber feine Gewebestrukturen verschwimmen für den Laien wie den Arzt in einem grau-schwarzen Schleier. Die Bilder oder die 3D-Darstellungen der konventionellen Röntgen-Computer-Tomographie (CT) beruhen auf der unterschiedlichen Röntgentransmission von verschiedenen Gewebe- und Knochenstrukturen. Besonders zur Untersuchung von Weichgewebe – wie Lunge, Herz oder Gehirn – liefert der Kontrast von herkömmlichen Röntgentechniken keine detailreichen Aufnahmen.

Dieser Vortrag erklärt eine neuartige Technik zur Bildgebung mit Röntgenstrahlen, die das deutlich verbessern könnte: die Phasenkontrast-Röntgentomographie, die auf der Interferenz des Röntgenlichts basiert. Da sowohl die Wellenlänge als auch die Wechselwirkung mit Materie für sichtbares Licht und Röntgenstrahlung völlig unterschiedlich sind, ist die experimentelle Umsetzung dieses Verfahrens für Röntgenlicht deutlich herausfordernder als in der optischen Mikroskopie. Die vorgestellte Lösung liegt in einem bildgebenden Interferometer, das drei Beugungsgitter verwendet.

Bislang gelang es mit dieser neuen Technik bereits, Mäuse in vivo und mit einzigartigem Detail zu untersuchen; eine Fortentwicklung zu einem ersten klinischen Prototypen zur medizinischen Diagnose am Menschen ist in Gange.