2015 02 Okt
 
[Vortrag/Diskussion]
 

„Die Bedeutung von Licht in der Geschichte der Kunst“ – Dr. phil. Markus Würmseher, Hochschule Augsburg – Herbstakademie 2015

Seit ältesten Zeiten prägt Licht als ursprünglichste Gotteserfahrung das kulturgeschichtliche Schaffen des Menschen. Die Bedeutung von Licht geht bereits in der frühen Geschichte der Kunst weit über die reine Entfaltung bildkünstlerischer oder ästhetischer Absichten hinaus – bestimmend ist seine Einbindung in die Darstellung religiöser und philosophischer Themen, mehr noch, als nahezu materialisierte Visualisierung einer manifesten weltlichen Präsenz des christlich geprägten Kosmos.
Die umfassenden Raumsymboliken des Mittelalters beziehen diaphane Strukturen (Hans Jantzen) grundlegend mit ein (am bekanntesten in den Kathedralen) und sind in ihrer transzendenten Dimension der flächengebundenen Darstellung himmlischer Sphären, etwa auf dem Goldgrund der Tafelbilder, vergleichbar. In der Renaissance wandelt sich die Rolle des Lichts eher zum Subtilen, wird seine Darstellung mehr als atmosphärische Illustration des Heilsgeschehens verstanden – der sakrale Aspekt wird im Verlauf des 17. Jahrhunderts differenziert und trägt nun mit anderen Mitteln eine irdischer gebundene Religiosität vor, wobei Malerei mit Architektur und Bildhauerei als Gesamtkunstwerk wirken können – doch auch mythologische und profane Themen werden durch eine neue Lichtinszenierung geradezu dramaturgisch belebt.
Gerade das 19. Jahrhundert verändert schließlich die Grundlagen für den Einsatz von Licht nachhaltig. Die Naturwissenschaften erfassen die Lichtdarstellung radikal und säkular, gleichzeitig zeigt die Malerei der Impressionisten das Licht als ein neues Medium zur Erfassbarkeit der real erfassbaren Gegenwart.